Jahr und Tag des Lichts

Licht besitzt eine kaum zu überschätzende Bedeutung für das gesamte Leben auf der Erde und für die menschliche Kultur. Aus diesem Grunde hatte die UNESCO das Jahr 2015 zum „Jahr des Lichts“ erklärt. Unter dem Motto „Light for Chance – Licht für Wandel“ fanden weltweit Veranstaltungen statt. Vor allem Universitäten und Forschungseinrichtungen widmeten sich diesem Thema intensiv. Dabei riefen mehrere Universitäten ihren eigenen „Tag des Lichts“ aus. Nun ist das „Jahr des Lichts“ vorüber. Doch unverändert gilt die Bedeutung des Lichts für Natur, Umwelt und Menschen. Daher wollen wir nun im Jahr 2016 genauer betrachten, welchen Einfluss das Licht für die Entwicklung der menschlichen Kultur hat.

Einstige Abhängigkeit von natürlichen Lichtquellen

Die frühesten Urmenschen waren von natürlichen Lichtquellen vollkommen abhängig. Um sich in der Umwelt zu orientieren, benötigten sie Sonnenlicht am Tage und Mondlicht samt Sternenzelt in der Nacht. Höhlen konnten sie damals noch nicht erforschen. Gemeinsame Schlafplätze besaßen keine Beleuchtung. Erst mit der Kenntnis des Feuermachens erlangte die Menschheit ihre erste Unabhängigkeit von natürlichen Lichtzyklen. Dabei war sich die Menschheit seit jeher ihrer Abhängigkeit vom Licht bewusst. In vielen Religionen sind Sonne und Mond Göttergestalten gewesen.

Kulturentwicklung durch Licht

Feuerstellen boten den Menschen Jahrtausende lang nicht nur Wärme, sondern das Licht für viele Tätigkeiten. Es erlaubte handwerkliche Arbeiten wie das Spinnen oder gemeinsame Feste bis in die Dunkelheit. Das alles setzte neue Produktivität frei und verlieh der Menschheit einen kulturellen Schub. Fackeln und Lampen halfen bei der Eroberung neuer Lebensräume und Arbeitsplätze. So entwickelte sich beispielsweise der Bergbau unter der Voraussetzung, dass die Bergmänner beim schwachen Licht kleiner Grubenlampen die Gänge ins Gestein schlugen.

Straßenbeleuchtung

Zu den unverzichtbaren kulturellen Fortschritten gehört die städtische Straßenbeleuchtung. Bedeutende antike Städte wie Antiochia besaßen sie schon vor über 2000 Jahren. In Europa begann die nächtliche Stadtbeleuchtung mit dem Mittelalter. Kienspäne, Öl und Fett waren die ersten Brennstoffe. Talg- und Öllichter wurden ab dem 17. Jahrhundert für die Straßenbeleuchtung eingesetzt. Unter Sonnenkönig Ludwig XIV. brannten 1668 schon 2000 Straßenlaternen in Paris. Mit der Hochphase des Walfangs wurde Waltran im 18. und 19. Jahrhundert zum optimalen Laternenbrennstoff. Im Zusammenhang mit der Industrialisierung erschlossen sich weitere Beleuchtungsmöglichkeiten. Die Raffinerien konnten Petroleum herstellen – und damit Petroleumlampen. Perfekter Fortschritt war aber der Bau von Gasleitungen. Dadurch konnten ab 1824 die Straßen von London und ab 1828 die Stadt Dresden mit Gaslicht erhellt werden. 1865 entstanden die Grundlagen der Elektrodynamik von Maxwell. Schon ein Jahr später entwickelte Siemens den ersten Dynamo. Damit war die gleichzeitige Versorgung mehrerer Straßenlaternen durch eine zentrale Energiequelle theoretisch möglich geworden. Rund um die Jahrhundertwende von 1900 stellten immer mehr Städte auf elektrische Laternen um. Ein Jahrhundert später steht die LED-Technik bereit. Sie soll die hohen Energieaufwendungen für die Nachtbeleuchtung reduzieren.

Kunst und Fotografie

Höhepunkt der menschlichen Kultur ist die Kunst. Dabei hat die Beschäftigung mit dem Licht ganz besonders die Malerei inspiriert. Die Künstler der Renaissance erschufen die Raumperspektive durch genaue Beobachtung, wie einfallendes Licht den Schattenwurf von Objekten beeinflusst. Die Impressionisten um 1880 wollten mit ihrem Farbenspiel sogar das Licht selbst malen. Ein Kind des Lichts ist auch die klassische Fotografie. Sie basiert auf der Lichtbrechung in konkaven und konvexen Glaslinsen. Selbst modernste Kunst arbeitet mit Licht. Sie erschafft Rauminstallationen mithilfe von digital gelenkter LED-Technik. Ob als LED Schild, als Leuchtwürfel oder als Leuchtsäule.

Innenraumlicht und Lichtwerbung

Dank vielfältiger Lampen und Leuchten können die Menschen heutzutage ihre private Wohnatmosphäre gezielt mit Licht gestalten. Behagliches Entspannen oder konzentriert am Schreibtisch arbeiten: Für jede Tätigkeit gibt es die passende Lichtquelle. Ob Designerlampe, klassischer Lampenschirm oder eine einfache Glühbirne. Ob herkömmliche Leuchtstoffröhre oder vielleicht sogar ein LED Leuchtmittel… Oder sogar ein ausgefallener Neonschriftzug? Auch der öffentliche Raum ist durch Licht zunehmend bereichert worden. Der Umbruch geschah mit Erfindung der Lichtreklame. Ab den 20er Jahren verwandelten sich die nächtlichen Metropolen in ein buntes Farbenspiel. Verschwendung war das Motto der Zeit. Davon hat sich die moderne Lichtwerbung mittlerweile verabschiedet. Energieeffizienz, Effektivität, klare Formensprache und gezielte Platzierung sind die neuen Leitlinien. Doch nicht nur im privaten Bereich sind diese Grundsätze von hoher Wichtigkeit. Auch im Ladenbau und der Innenarchitektur legen die Endkunden immer mehr Wert auf komplett ausgeleuchtete Räumlichkeiten. Aber dies mit Beleuchtungssystemen, die das Geschäft am Ende des Monats rentabel bleiben lassen. Ob Einzelhandel oder Gastronomie der Faktor Energie sparen ist und bleibt ein Thema..

Jahr des Lichts

Auch im Jahr 2016 haben alle diese Gesichtspunkte die Forscher weltweit bewegt. Es sollte dazu anregen, eines nicht zu vergessen: Wir verdanken unser Leben dem Licht, denn ohne Sonnenlicht wäre Leben auf dem Planeten Erde gar nicht möglich. Unser gesamter kultureller Fortschritt ist untrennbar mit dem Licht verbunden.